In erster Linie gehört die Aggression zum Normalverhalten. Sie dient beispielsweise dazu, einen Hund am Leben zu erhalten und die Nachkommen zu schützen. Außerdem wird sie zur Distanzvergrößerung und Konfliktbewältigung eingesetzt. Also prinzipiell erstmal ganz vernünftig und Teil hündischer Kommunikation. Trotzdem wird sie in unserer Gesellschaft gar nicht gerne gesehen und meistens ist der Besitzer Schuld in den Augen der anderen. Achtung: Sarkasmus an! Der hat sich das nämlich bestimmt so vorgestellt, als er sich den kleinen Welpen ins Haus geholt hat…. (Sarkasmus aus). Doch wie kommt es denn nun dazu?
Die Gründe sind unterschiedlich. Ich weiß, das ist nicht die Antwort, die ihr haben wolltet. Leider wird keine Fee kommen, ihren Zauberstab schwingen, etwas Glitzer in die Luft pusten und der Hund ist plötzlich nicht mehr oder nur noch angemessen aggressiv. Der eine Hund ist zum Beispiel territorial aggressiv und beschützt „sein“ Grundstück, der andere verteidigt sein gefundenes Stöckchen bis aufs Blut. In diesen Fällen handelt es sich um ressourcenbedingte Aggressionen.
Daneben gibt es auch noch die statusbedingte Aggression. Diese richtet sich häufig gegen einen Menschen (Besitzer), der Hund lässt sich kaum einschränken, schränkt dafür aber den Menschen ein.
Der Vollständigkeit halber zähle ich noch die defensive Aggression (bspw. durch Schmerz, Angst, Erkrankung ausgelöst) und die sonstige Aggression (bspw. bei der Mutterhündin, umgelenkte Aggression) auf.
Was heißt das nun alles? Es gibt Möglichkeiten an einer Mensch-Hund-Beziehung mit einem Aggressions-Thema zu arbeiten.
Beispielsweise könnte ich nur noch mitten in der Nacht spazieren gehen, wenn ich einen „Leinenpöbler“ habe. Oder ich könnte in meinem eigenen Wohnzimmer nicht mehr auf der Couch liegen, weil Bello das eben nicht möchte. Ich kann aber auch – und das ist das, was vielen schwer fällt – mich auf die Suche nach Hilfe begeben.
Das kostet oft mehr Überwindung, als die Aggressionen des eigenen Hundes einfach weiter so „hinzunehmen“. Es wird nie die eine „Musterlösung“ geben. Man muss eventuell verschiedene Ansätze ausprobieren, nicht direkt wieder aufgeben und sich auch mal in Etwas „verbeißen“. Es wird dauern, bis sich das bis jetzt gefestigte Gebilde verändern wird, aber es wird sich lohnen. Doch wer nicht anfängt, wird auch nicht fertig.
Ich bin der Meinung, dass der einfache Weg zwar manchmal der (vermeintlich) angenehmere ist, mich aber auf lange Sicht nicht ans Ziel bringen wird. Die Arbeit mit einem aggressiven Hund ist mit Sicherheit schwierig und manchmal benötigtst du den längeren Atem. Es ist schweißtreibend, jedoch unumgänglich, wenn du mit deinem Hund weiterhin zusammenleben möchtest. Egal, ob es sich hierbei um das Verhalten im und ums Haus oder im Wald handelt. Denn – sind wir doch mal ehrlich – es war nicht euer Plan, dass der kleine, nette Welpe sich zum Berserker entwickelt. Aber nun liegt es in eurer Hand, die Dinge auf den Weg zu bringen und aus dem Berserker einen umgängliche(re)n Hund zu machen.
Ich persönlich denke , dass ein Hund – glücklicherweise – nicht nur aus dem Aggressions-Thema besteht. Trotzdem bedeutet die Arbeit hier eine Veränderung der Beziehungsstrukturen im gemeinsamen Miteinander. Gerne begleite ich euch auf diesem Weg. Ich mag nämlich verhaltensoriginelle Hunde in all ihren Facetten 😉 und die bestehen nicht nur aus Aggressionen. Versprochen!
Im nächsten Beitrag wird es um das Thema „Maulkorb“ gehen. Oder auch: „Wie beschütze ich meinen Hund davor, in einen anderen reinzubeißen…“